Mittwoch, 6. Februar 2013

Me Made Mittwoch - mit altem Rock und neuem Tuch

 
 
Es sind Ferien, die großen Jungs sind zu hause. Gerade komme ich mit einem äußerst übellaunigen 13jährigem vom Kiefernorthopäden. Kurzer Stopp, dann werde ich unseren Bus notdürftig von Innen reinigen um ihn später in der Werkstatt abzugeben. Anschließend werde ich die zwei Kleinen bei den Großeltern einsammeln. Darauf freue ich mich schon, denn es gibt Aladis, eine russische Hefeteigspezialtät. Sie werden in der Pfanne gebacken und dann nach Lust und Laune mit Zucker, saurer Sahne und/oder Preiselbeeren gegessen.
 
 
  
Dazu trage ich  meine Valeska und den vor zwei Tagen fertig gestellten Hitchhiker. Es ist das zweite Tuch dieser Art, was ich gestrickt habe. Das Erste trägt das Schulmädchen täglich und es hat sich wunderbar im Alltag bewährt. Die Wolle ist das Noro Sock Yarns und ich bin wieder begeistert von den kräftigen Farben. Das Garn ist unterschiedlich dick, was dem Tuch eine schöne Struktur verleiht. Der Hitchhiker ist ein wunderbares Nebenbeistrickprojekt.
 
 
 
 
Ich freue mich so sehr über die Sonne, es fast schon ein bisschen frühlingshaft. Und nun geselle ich mich zu all den anderen MMM-Teilnehmerinnen. Ganz lieben Dank noch an die heutige Gastgeberin Cat.

Dienstag, 5. Februar 2013

Spazierengehen mit Kindern und andere Hindernisse

Samstag war bei uns Kinderprogramm angesagt. Mit den zwei Kleinen ging es ins Labyrinth. Ein Ort, an den sich Eltern kleinerer Kinder in der kalten Jahreszeit retten, in der Hoffnung dem Nachwuchs anspruchsvolle, fördernde, fordernde Unterhaltung zu bieten um danach mit müden Kindern nachhause zurückkehren zu können. Der erste Fehler war, dass ich nicht an dicke Socken gedacht habe. Erwachsene in Strümpfen (und dann noch auf fußkaltem Boden) haben so etwas Unwürdiges. Die Kinder bekamen jeweils ein paar Stoppersocken, aus einer Sammelkiste, für liegengelassenen Socken. Zu Beginn war es noch recht leer und dadurch übersichtlich. Aber schnell füllte sich die ehemalige Fabrikhalle und stieg der Lärmpegel. Der zweite Fehler war, dass wir (Reiswaffeln zählen nicht) nicht ausreichend Proviant dabei hatten. Der kleine Rumpel freute sich über sein gekauftes Bio-Würstchen, während das Schulmädchen laut wehklagend nach adäquater Nahrung (Brötchen mit Ketschup?) verlangte. Das vom kleinen Bruder verschmähte Vollkorntoast konnte sie nicht trösten. Um die Situation zu entschärfen, kaufte der Papa ein halbes Kilo Gummischlangen , die wir in familiärer Eintracht verzehrten.
Wenig später -ich schuf gerade mit dem Schulmädchen ein Kunstwerk aus Wollresten- lieferte sich der Vater mit dem Sohne einen Kampf mit überdimensionalen Buntstiften aus Schaumstoff, welcher jäh mit den Worten: "Keine Gewalt bitte!"  von einem Ordner unterbrochen wurde. Ja, er hatte recht. Wenn das alle machen würden!
Der kleine Rumpel, der sehr Kochbegeistert ist, erkundete gemeinsam mit mir die Ess- und Kochgewohnheiten fremder Nationen und das Schulmädchen verstauchte sich beim Hüpfen den Fuss.
Der Schmerz währte nur kurz, denn eine Lautsprecherdurchsage rief alle interessierten Kinder zum Vorlesen eines fremdländischen Märchens in die mongolische Jurte. Die vergeblichen Versuche der Vorleserin  gegen die Geräuschkulisse von Außen anzusprechen honorierten meine Kinder nur mit: "Mama, ich will wieder raus."
Ein suchender Blick in die Menge, kein zu uns gehörender Vater in Sicht. Dieser hatte die Chance genutzt und sich einen Kaffee geholt. Just in diesem Moment mussten beide Kinder gaaaanz dringend aufs Clo. Das "Labyrinth"  hat an alles gedacht, auch an kleine, auf Kinderhöhe angebrachte Waschbecken. Nur die Mutti hat mal wieder nicht an alles gedacht und hatte anschließend einen nassen kleinen Jungen an der Hand.
Unsere letzte Station war ein nachgebauter Unterrichtsraum, in dem  die Kinder die Wahl hatten, zwischen dem Erlernen chinesischer Schriftzeichen und  einem deutsch/arabisch/hindi-Memory. Ihre Wahl fiel auf  entspanntes Rumliegen  und Holzwürfel stapeln.  Nachdem wir ca. 10 min. dem kleinen Rumpel anfangs noch begeistert, dann gelangweilt beim Stapeln  zuschauten trafen sich die Blicke des Elternpaares. Ein übereinstimmendes Nicken, ja, es ist Zeit.
In der Garderobe dann kurzes Bangen, ob wir unsere Jacken und Schuhe wieder finden. Der Rumpel- und Schulmädchenvater, haha, immer für ein Späßchen zu haben, verspürte Lust nach ein bisschen Aufmerksamkeit und rief theatralisch, nachdem er endlich die passenden Jacke in der Hand hielt: "Das Mädchen, dem diese Jacke passt,  soll meine Frau werden". Betretende Blicke der weiblichen Familienmitglieder auf den Boden. Dann ist es geschafft, wir sind auf dem Heimweg.
Berlin ist groß, der Weg nachhause nicht gerade kurz, es war fast geschafft, da ertönt ein Aufschrei aus der  hinteren Sitzreihe: "Meine Handtasche!!!!".
Die Handtasche ist aus cremefarbenden Leder, garantiert nicht handgegerbt, liebevoll mit Filzstift bemalt und dereinst von Oma ausgemustert. Gefüllt ist sie mit unschätzbaren Werten und Bargeld in Höhe von mindestens 3 Euro, wie uns das Schulmädchen unter Tränen versichert.
Es hilft alles nichts, wir müssen umkehren.



Am Sonntag stand dann ein Spaziergang auf dem Programm, der  uns in ein  Forst- und Weidelandprojekt führen sollte. Den Kindern wurde der Ausflug mit den dort lebenden Wildpferden schmackhaft gemacht. Zu Beginn des Weges, es ging bergab, beglückwünschten wir uns noch zu der Entscheidung, die Fahrräder mitgenommen zu haben. Die Kinder fuhren voraus, die Eltern eilten hinterher. Dieser Zustand hielt ungefähr zwei Minuten an.


Der Rumpel interessierte sich mehr für Stöcke und beide Kinder für zugefrorene Pfützen. Das Schulmädchen wollte nicht alleine voraus fahren und drohte ständig bei dem Versuch  sich unserem Schneckentempo anzupassen, vom Rad zu fallen.  Von den blöden Pferden weit und breit nichts zu sehen. Bereits die zweite Familie mit Kindern überholte uns im zügigen Spazierschritt. Mittlerweile schob der Mann und Vater das Rad des Schulmädchens mit der einen, während er Rumpels Laufrad in der anderen Hand trug. Das Schulmädchen quengelte während sich der Rumpel nicht aus der Ruhe bringen ließ und mehr stand, als er ging.


Ein kurzer Versuch ein Gespräch zwischen Erwachsenen zu führen wurde im Keim erstickt.  Wir veständigten uns darauf, dass wir keine Spaziergehkinder haben und ihre Qualitäten anderswo liegen müssen und beschlossen einen Bogen schlagend zum Auto zurückzukehren. Kurz vor dem Ziel verweigerte sich Rumpel vollständig und entfachte in mir einen Anfall schlechter Laune, denn der Rest der Familie befand sich bereits außer Hörweite.
Die allgemeine Stimmung hellte sich erst auf als wir vor dem Restaurant hielten...

Über den Aufenthalt mit kleinen Kindern in Gastätten vielleicht an anderer Stelle mehr.